Inspirierende Abenteurerin: Veronika Hofmann

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Veronika Hofmann ist schon ihr Leben lang begeistert in den Bergen unterwegs. Bereits mit 6 Jahren fing sie das Klettern an und kam vom Kinderklettern zum Wettkampfklettern und schließlich zum Alpinklettern. 2017 wurde sie neben fünf anderen Frauen für den DAV Expeditionskader der Frauen ausgewählt und trainierte die letzten Jahre unter der Leitung von Dörte Pietron.

Ein Interview mit Veronika über ihre Bergleidenschaft, das Klettern und den DAV Expedkader für Frauen.

Veronika Hofmann beim Klettern im Indian Creek Klettergebiet in den USA
Veronika Hofmann beim Klettern im Klettergebiet Indian Creek in den USA. (Foto Marie Hofmann)

 

Wie bist du zum Bergsport gekommen?

In den Bergen unterwegs bin ich eigentlich seit ich denken kann. Meine Eltern haben mich und meine Schwester schon ganz klein, sehr geduldig mitgenommen und uns viel beigebracht. So machte ich tapfer mit vier Jahren meine erste Skitour, mit sechs durfte ich dann restlos begeistert meine erste Mehrseillängentour am Geiselstein klettern. Von nun an war kein Baum, kein Treppengeländer, kein Balkon mehr vor mir sicher. Mit Hilfe der Bandschlingen und Karabiner die mir das treue Christkind freundlicherweise unter den Weihnachtsbaum gelegt hatte missbrauchte ich alles zum Standbauen, Abseilen und Prusiken üben. Als ich schließlich aus der Kinderklettergruppe herausgewachsen war, trat ich einer Wettkampfgruppe bei. Auch weil sich aus meiner Trainingsgruppe ein wirklich toller Freundeskreis entwickelte, waren die folgenden Jahre für mich eine tolle Zeit!

Nach vier Jahren hängte ich meine Wettkampfkarriere dann aber doch an den Haken, um mehr Zeit am Fels und in den Bergen verbringen zu können. Ich begeisterte mich immer mehr fürs Alpinklettern, machte einen Eiskletterkurs und probierte mich auch am Drytoolen [eine Form des Kletterns, bei der Eispickel verwendet werden, um Felsen zu besteigen, die nicht mit Schnee oder Eis bedeckt sind. Anm. der Redaktion]. Und so ging’s dahin – Draußen und im alpinen Ambiente unterwegs zu sein gefiel mir immer mehr!

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Veronika Hofmann in „The Nose“ im Yosemite Nationalpark USA. (Foto Marie Hofmann)

 

Was ist deine größte Leidenschaft am Berg und wo bist du am liebsten unterwegs?

Meine größte Leidenschaft am Berg oder sozusagen meine „Lieblingsdisziplin“ ist auf jeden Fall das Felsklettern! Gerade macht es mir am meisten Spaß im Granit Mehrseillängentouren zu klettern, die man selbst absichern muss. Das bedeutet es gibt keine gebohrten Haken, man muss die Zwischensicherungen (also z.B. Camalots oder  Klemmkeile) selbst mitbringen und legen.

Für mich geht es am Berg aber nicht nur um die Tour oder die Disziplin. Wichtig ist auch –  vielleicht sogar vor allem – mit wem ich unterwegs bin. Die „Mischung“ macht meine Leidenschaft für die Berge aus und ist denke ich auch meine größte Leidenschaft am Berg.

Was mich überhaupt so begeistert für’s Bergsteigen?

Lachende Gesichter, begeisterte Seilpartner, die Weite, geniale Bewegungen- aber auch, dass man in seine Schranken gewiesen wird. Einfach das Gefühl das man hat, wenn man in den Bergen unterwegs ist. Ich würde es vielleicht als eine Mischung aus Freude, Anstrengung, Freiheit, Wille, Respekt, Freundschaft und noch einigem mehr beschreiben.

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Nach dem Topout aus „The Nose“ im Yosemite Nationalpark. (Foto Marie Hofmann)

 

Wann hast du festgestellt, dass du das Klettern richtig gut kannst?

Mir fällt es schon schwer, mich selbst als „richtig gut“ zu bezeichnen! Das Lustige ist, wenn ich ein Mädel seh‘ das ungefähr gleichschwer klettert, dann denk ich mir: Wow, die ist aber stark! Mit sich selbst ist man wohl immer am kritischsten…

Natürlich ist mir, wenn ich es rational betrachte bewusst, dass ich wohl nicht so ganz schlecht bin im Klettern. Als ich angefangen habe ein paar Spaßwettkämpfe mitzumachen, so mit 10 Jahren, stand ich gleich von Anfang an meistens recht weit oben auf dem Treppchen bei der Siegerehrung. Das war ein so offensichtlich positives Feedback – ich denke da habe ich festgestellt, dass ich mich ganz gut schlage ?

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Vroni beim Klettern während des Bigwallcamps des DAV Expedkader Trainings. (Foto Silvan Metz)

2017 wurdest du für den DAV Expeditions-Kader Frauen ausgewählt. Was hast du seitdem dort erlebt?

Viel! Neulich wurde ich gefragt, wie ich die Ausbildung im DAV – Kader beurteile, ich habe geantwortet: Als riesige Chance ?

Von unserer Trainerin Dörte Pietron, aber auch von den Bergführern die auf den Kaderwochen dabei waren, konnten wir sehr viel lernen. Das Besondere ist, die Ausbildung des DAV-Expedkaders ist breit gefächert. Von Rissklettern, Lawinenausbildung über Eis und Mixedklettern bis hin zum Mentaltraining ist alles dabei.

Natürlich ist nicht alles was ich in den letzten drei Jahren gelernt und erlebt habe auf meine „Ausbildung“ im Expedkader zurückzuführen. Ich war auch außerhalb des Kaders viel in den Bergen unterwegs. Generell bin ich viel mit meiner kleinen Schwester Marie am Weg. Aber auch oft mit den Kadermädels, wir waren zum Beispiel dieses Frühjahr alle zusammen 3 Monate in Amerika zum Klettern. So habe ich viele nette, bergsportbegeisterte Menschen und auch deren verschiedene Ansichten zum Bergsport und Motivationen die die Menschen in die Berge treiben kennenlernen dürfen. Auch zum Punkt Risiko(-management) habe ich mir in den letzten drei Jahren immer mehr Gedanken gemacht.

Gerade sind wir zurück von unserer Abschlussexpedition ins indische Himachal Pradesh. Das war natürlich ein einmaliges Erlebnis! Wir können zusammen über zwei Erstbegehungen und eine Erstbesteigung, also insgesamt 3 Berge über 5000 freuen ?

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Der Exped Kader beim Übernachten in luftigen Höhen. (Foto Silvan Metz)

 

Wie hat sich dein Leben dadurch verändert?

Der Fokus in meinem Leben hat sich durch die Aufnahme in den Kader wieder viel mehr in Richtung Bergsport verschoben! Ich habe nach der Schule ein Freiwilliges Soziales Jahr in Chile gemacht und dort andere Interessen entwickelt. So war ich fast drei Jahre sehr wenig beim Klettern und in den Bergen. Für die Sichtung habe ich angefangen wieder mehr zu Klettern und zu Trainieren.

Die Zeit im Kader und die dadurch entstandenen Freundschaften haben mich sehr in meiner „Sicht der Welt“ und in meinen bergsportlichen Plänen bestätigt. Ich denke ich habe dadurch im Bezug auf’s Klettern, aber auch sonst, sehr viel Selbstvertrauen gewonnen! Naja und wenn ich ehrlich bin – kam wohl schon mein Studium die letzten zwei Jahre ein bisschen kürzer als zuvor ?

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Gemütliche Übernachtung an „The Nose“ im Yosemite Nationalpark, USA

Was sind deine nächsten Ziele?

Erstmal ganz viele Berge besteigen und Wände erklettern, viele tolle neue Länder und Orte kennen lernen. Am Besten mit vielen tollen Menschen die ich gern hab‘. Gleichzeitig möchte ich fertig studieren und dann irgendwann mal eine gute Lehrerin werden ?

Hast du besondere Schwierigkeiten erlebt, weil du eine Frau bist? Oder im Gegenteil, vielleicht sogar Vorteile?

Frauen in Eis und Fels werden „immer  normaler“.  In schweren Touren sind aber besonders Frauenseilschaften noch etwas Besonderes. Viele begegnen einem – manchmal nach einem kurzen Moment in dem wir Mädels amüsiert in ein erstauntes Gesicht blicken – mit Anerkennung und Respekt, wenn man als reines Mädelsteam unterwegs ist.  Dann freue ich mich und bin auch ein bisschen stolz. Es ist schon verrückt, wie män­ner­do­mi­niert das Bergsteigen immer noch ist.

Und ja – natürlich gibt es sie, die frauenfeindlichen alteingesessenen Bergsteiger… laut denen wir nichts im Gebirge verloren haben…  das ist schade, hauptsächlich habe ich aber bisher sehr gute Erfahrungen gemacht!

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OutdooFrauenPower pur: Veronika Hofmann (Foto Marie Hofmann)

Hast du (weibliche) Vorbilder, die dich inspirieren?

Ja! Meine kleine Schwester die Marie, die ist meine beste Freundin und gleichzeitig mein Vorbild. Gar nicht weil sie stärker klettert, sondern einfach, weil sie sooooo motiviert und bergbegeistert ist und man immer „an mords“ Spaß hat, wenn man mit ihr unterwegs ist!

Was würdest du anderen Frauen raten?

Ui, das ist schwierig! Frau ist ja nicht gleich Frau! – Da gibt es wie mir schein recht verschiedene Charaktere ?

Müsste ich mir selbst einen Tipp geben, wäre es: Trau dich! Mach was dir Spaß macht und genieß‘ die Zeit in den Bergen!

Spaß und Motivation, das sind für mich zwei ganz wichtige Faktoren! Mich bringt es weiter, mit Menschen unterwegs zu sein, denen ich vertraue und mit denen ich Spaß habe in meinen Touren. Lieber mal eine leichtere Tour, dafür einen grinsenden Seilpartner und dann im richtigen Moment wieder „g‘scheid anreisen“. ?

Es gilt auch: viel bringt viel – Viel unterwegs sein bedeutet viel Erfahrung sammeln und die ist in den Bergen einfach unheimlich wichtig. Gleichzeitig aber: zu viel bringt nix: Pausen sind wichtig, sowohl für Körper als auch für den Kopf. Wenn ich zu viel mach, macht’s mir keinen Spaß mehr. Was heißt zu viel… eher wenn ich trotzdem was mache, wenn ich eigentlich platt bin oder keine Lust habe.

Wichtig ist auch das richtige Maß an Selbstvertrauen. Große Ziele sind toll, volle Kraft voraus und Gas geben bringen einen weiter – sich etwas trauen eben. Gleichzeitig ist es natürlich wichtig, sich nicht zu überschätzen, und umdrehen zu können! Vielleicht ist der richtige Tipp: lerne dich selbst richtig und gesund einzuschätzen.

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Jana Moehrer, Marie Hofmann und Veronika Hofmann beim Klettern im Yosemite Nationalpark. Foto Ruben Rose

 

Vielen herzlichen Dank für das Interview und die Bilder!

Mehr zu Veronika:

 

Mehr Inspiration zu unserem Thema Frauen in den Bergen findest du auf unserer OutdoorFrauenPower Seite.

 

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